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Der Erste Monat nach der Geburt – Erfahrungsberichte

Leider werden einem viele Dinge, die sich um die Geburt drehen und die eigentlich nach der Geburt passieren gar nicht so wirklich erläutert. Oder sie werden gar vereinfacht und schön geredet. Deswegen haben wir es uns zum Auftrag gemacht, die ungeschönte Wahrheit zu präsentieren 😉 Wir haben unsere „Mami-Redakteure“, die euch sonst immer gerne mit Shoppingtipps und Ratgebern füttern, gebeten, ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse zu schildern. Instagram und YouTube sind nun mal nicht das wahre Leben: Ihr seid keine Chai Latte-trinkende Yoga-Mamis, die 3 Wochen nach der Geburt wieder ihre alte Figur hatten und mit dem Kinderwagen durch den Park joggen? Keine Sorge, wir auch nicht. Hier bekommt ihr einen kleinen und vor allem knallhart ehrlichen Einblick durch zwei völlig unterschiedliche Erfahrungen und Erlebnisse.

Carinas Erfahrungsbericht

Kurz vor der Geburt

Ich muss euch sagen, man liegt einfach so oft falsch. Kurz vor der Geburt hätte ich noch gewettet, dass mein kleiner Schatz heute noch gar nicht auf die Welt kommt. Doch es kommt sowieso immer ganz anders, als man denkt.

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Ich im Kreissaal, unter gefühlten Dauer-CTG

Die ersten Stunden nach der Geburt

Nach der Geburt habe ich mich einfach wie auf Wolke sieben gefühlt, nachdem meine kleine Tochter geboren war, waren meine ersten Worte „Gib‘ sie mir“. Ich musste allerdings warten, bis die Nabelschnur durchtrennt war. Doch dieses Glücksgefühl war nicht das einzige, was ich gefühlt habe.

Als meine Kleine weinte, wusste ich nicht, was sie eigentlich wollte. Ich legte sie an die Brust an und mein Schatz fing an zu trinken. Man sollte meinen, ich war total stolz, aber eigentlich hatte ich die ganze Zeit Angst, etwas falsch zu machen. Drei mal rief ich die Schwester in mein Zimmer, damit sie sich anschauen kann, ob meine Tochter auch richtig an der Brust liegt. Ich war verkrampft und hatte Angst, sie würde an der Brust ersticken weil vielleicht ihre Nase nicht frei war. Also machte ich ihr immer genug Platz zum Atmen. Schon bald taten mir meine Brust, meine Arme und mein Rücken weh. Als sie schlief, betrachtete ich sie voller Glück. Doch ja, ich legte sie in ihr Beistellbettchen. Man glaubt es kaum, aber so eine Geburt ist anstrengend. Ich rief ebenfalls die Nachtschwester, damit sie die Kleine für ein paar Stunden mitnimmt. Das ist einer der Vorteile von den Tagen im Krankenhaus. Ich wollte irgendwann einfach nur noch schlafen. In der ersten Nacht rief ich zwei mal nach der Nachtschwester, ich brauchte Schmerztabletten für die Nachwehen – niemals hätte ich damit gerechnet, dass sie so weh tun würden. Sie brachten mich um den Verstand, beinahe mehr als die richtigen Wehen bei der Geburt.

Wenn es mit dem Stillen einfach nicht klappt

Stillen ist von der Natur gewollt und ich wollte nichts lieber als das. Und doch hatte ich einfach Angst, etwas falsch zu machen. Ich legte mir meinen kleinen Schatz an die Brust, aber sie trank einfach nicht. Ich legte sie immer und immer wieder an. Ich verkrampfte und das machte die ganze Sache einfach nicht besser. Sie weinte und weinte. Und ich wollte doch nichts lieber, als sie glücklich zu machen. Im Krankenhaus fand am Morgen nach der Geburt dann direkt die U1 statt. Dort wurde festgestellt, dass meine Maus sich bei der Geburt das rechte Schlüsselbein gebrochen hatte. Ich war sogar etwas erleichtert, denn das erklärte, warum sie an der einen Brust nicht trinken wollte – das Liegen auf der rechten Schulter tat ihr weh. Und dann brach ich in Tränen aus, ich hatte Schuldgefühle. Die Geburt ging so schnell, sie musste mit der Schulter kurz hängen geblieben sein. Es ist nichts, wofür ich verantwortlich war, es musste in diesem Alter nicht einmal behandelt werden. Doch in diesem Moment habe ich das alles gar nicht so realisiert. Ich musste zum Stillen mit der linken Brust Amilia jetzt um mich herumlegen. Sie ist mein erstes Kind und ich hatte wirklich keine Ahnung, wie ich das hinbekommen soll.

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Ein kurzer Dauerzustand meiner Oberteile. ich seht eine Brust hatte einfach im Gegesatz zu der anderen viel zu viel Milch – und lief immer aus.

Anders als gedacht

Werdende Mütter haben immer irgendwelche Vorstellungen, wie die Geburt abläuft und wie es danach ablaufen soll. Ich hatte die Vorstellung – nach der Geburt habe ich wieder einen einigermaßen flachen Bauch. Ich mein, die Insta-Fitness-Muttis machen es doch vor – mit ein paar kleinen Tricks und Kniffen ist es doch sooo einfach! Das war aber eindeutig nicht so. Ich sah immer noch aus wie im 5 oder 6. Monat schwanger. Auch bei vielen anderen Frauen konnte ich nicht erkennen, ob sie das Baby jetzt schon bekommen haben oder noch darauf warten. Ich habe also zum Glück recht schnell gemerkt, dass ich mit diesem „Problemchen“ nicht alleine bin. Auch habe ich mir über die starken Blutungen keinerlei Gedanken gemacht. Ich musste tatsächlich meine Mutter losschicken, um mir Binden und Einlagen für zu Hause zu besorgen. Darauf war ich wirklich nicht vorbereitet.

Alles wie immer und doch anders…

Ich habe ein Patenkind, auf das habe ich seit der Geburt oft aufgepasst hab. Mit 19 bin ich für ein Jahr in die USA als Au Pair also als „Nanny“ gegangen. Auch dort hatte ich Säuglinge und Kleinkinder zu umsorgen. Ich habe also gefühlt schon 1.000 mal eine Windel gewechselt, ein Baby oder Kind getragen, es angezogen, gefüttert oder gebadet. Aber bei dem eigenen Kind ist es einfach etwas ganz anderes.  Nichts fühlt sich so an wie das eigene Kind. Man ist auf einmal viel vorsichtiger und ängstlicher. Dieses Gefühl kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen.

Und wenn die Tränen kommen…

Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich Kinder liebe und das mein einziger großer Wunsch immer war, Mama zu werden. Und jetzt wurde mir dieser Wunsch erfüllt, ich könnte also eigentlich nicht glücklicher sein. Aber niemand kann damit rechnen, was die Hormone mit einem anstellen. Ich erzähle euch hierzu eine kleine Geschichte -wer mich kennt und es selbst nicht mit erlebt hat wird mir nur schwer glauben, denn ich bin eigentlich der fröhlichste Mensch überhaupt:

Mein Bruder hat nur drei Tage nach meiner Tochter Geburtstag. Als mein Bruder mir textete ob er mich zu seinem Geburtstag im Krankenhaus besuchen soll, war ich echt gerührt. Normalerweise feiern wir bei meinen Eltern, da er weiter weg wohnt. Da ich aber  glücklicherweise nicht mal 48 Stunden im Krankenhaus verbrachte, war ich schon zu Hause und konnte ebenfalls zu meinen Eltern fahren. Voller Stolz trug ich meine Tochter. Natürlich durfte jeder sie einmal halten und sobald sie wieder in meinen Armen lag lachte ich und aß einfach jede Menge Kuchen. Nach ein paar Stunden musste ich auf die Toilette und gab meiner Mutter also für ein paar Minuten meine Tochter. Ich weiß nicht, was im Bad passierte oder was genau ich gedacht habe. Ich hatte zwei Minuten Ruhe, atmete tief durch und fing an zu weinen. Ich meine hierbei nicht, es liefen ein paar Tränen, sondern ich weinte wie ein Schlosshund. Laut schluchzend kam ich ins Wohnzimmer zurück und nahm panisch mein Kind wieder auf den Arm. Damit war es aber nicht getan. Ich fing immer mehr an zu weinen und immer lauter. Ich weiß noch wie meine Mama mich verdutzt anschaute und fragte, ob etwas passiert sei. Als ich verneinte meinte sie nur „Es ist schon ok, das ist wohl der Babyblues“. Nichts Schlimmes, die Hormone nach der Geburt verändern sich einfach. Oft tritt der Babyblues 2-3 Tage nach der Geburt ein und hört nach 3 – 4 Tagen bis sich alles eingependelt hat wieder auf. Ich hatte natürlich einiges über den Babyblues gelesen und gehört. Ich hätte aber niemals gedacht, dass er mich SO umhaut. Ich hatte keine Depression, ich war weder traurig, noch wütend oder ängstlich. Ich wollte einfach nur mein Kind halten und weinen.
Ich verließ also mein Elternhaus, den Geburtstag meines Bruder frühzeitig, um nach Hause zu fahren und ein paar Stunden zu weinen. Ich schrieb meiner besten Freundin, die alles stehen und liegen ließ, Pizza und Schokolade besorgte und sofort vorbei kam. Ich weiß nicht, wie viele Stunden wir in meinem Bett saßen. Ich habe geredet und geschwiegen, geweint und gelacht. Damit habe ich einfach nicht gerechnet.
Die nächsten Tage waren zwar um einiges besser, dennoch konnte es immer wieder passieren, dass ich einfach dort saß und anfing zu weinen. Grundlos. Meistens passierte es, wenn ich meiner Tochter beim Schlafen zusah. Ich schaute sie an, hörte ihren Atem, fing an zu weinen und sagte mir selbst immer wieder „Schau sie dir an, ist sie nicht einfach perfekt“. Ich weinte also auch aus Glück und Stolz, und weil ich nicht wusste wohin mit meinen Gefühlen.

geburt
eines der Ersten Bilder aus dem Krankenhaus

Der Haushalt

Ich hatte ungefähr zwei Tage Probleme, den Haushalt zu erledigen bis ich „den Dreh raus hatte“. Nachts wurde ich zwar ziemlich oft geweckt aber eigentlich war Amilia immer eine ziemlich gute Schläferin. Morgens blieb ich einfach ziemlich lange liegen. Eigentlich hatte ich mir vorgestellt sobald die Kurze schläft, mache ich „mal eben“ den Haushalt. Das war irgendwie komplizierter als ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte sie beim Schlafen sehen, aber wie räume ich Töpfe weg, spüle oder sauge? Ich hatte immer Angst sie zu wecken. Es dauerte ebenfalls eine Zeit lang, bis ich wusste, wie ich sie hinlegen konnte, ohne das sie aufwacht.

Nach drei/vier Tagen zu Hause hatte ich allerdings den Dreh raus. Ich entspanne mich. Und das war der eigentliche Trick. Wann soll ich saugen, wenn das Kind im Wohnzimmer schläft? Ich habe sogar gesaugt, wenn sie im Laufstall lag und habe sie dabei durch die Gegend geschoben – gar kein Problem. Sie hat das überhaupt nicht gestört. So lief es auch mit vielen vielen anderen Dingen im Haushalt.

Die Hebamme

Wirklich, ich weiß nicht was ich ohne meine Hebamme getan hätte. Sie gab mir Sicherheit, was die Gesundheit des Kindes anging. Aber sie sorgte sich ebenso um meine Gesundheit. Eine gute Hebamme zu haben bei der man sich wohl fühlt, ist einfach wichtig. Sie nimmt einem wirklich die Angst bei den ganzen neuen Dingen. Sie zeigte mir das Baden des Kindes, überprüfte den Bauchnabel, und erklärte mir immer wieder mit viel Geduld wie ich mein Kind am besten Stillen kann. Sie zeigte mir wie man die Fingernägel schneidet und lobte mich sehr sehr viel mit dem Umgang des Kindes. Das gab mir Sicherheit und sehr schnell wurden all diese Dinge Routine und Alltag.

Stillen

Ihr lest von uns viele Tipps und Ratgeber und denkt euch wahrscheinlich dabei „oh wow, bei denen hat es also so super geklappt“. Pustekuchen. Ich öffne euch einmal die Augen. Denn die Erfahrung, die ich heute habe, um euch anzuleiten und zu helfen, hatte ich damals gewiss nicht. Gerade beim Stillen hatte ich viele Probleme. Beim Milcheinschuss lief ich ständig aus. Ich hatte einfach so viel Milch, dass trotz Stilleinlagen und Stillen meine Klamotten ständig durchnässt waren. Ich sah aus als hätte ich mir ein Getränk übergekippt. Und das ständig! Ich hatte also nicht nur immer Wechselklamotten für die Kleine, sondern auch für mich bei. In unserem Ratgeber zum Stillen erfahrt ihr nicht nur, was der Milcheinschuss ist, sondern erhaltet auch Tipps und Tricks wie das Stillen besser klappt.

stillen

Ihr erinnert euch, dass meine Tochter sich bei der Geburt das rechte Schlüsselbein gebrochen hat. Daher sollte ich sie an der linken Brust anders anlegen. Ich habe sie leider falsch angelegt. Also entzündete sich meine linke Brust. Daher nutzte ich nur die rechte Brust. Die war jetzt aber ca. 2 Nummern größer als die Linke. Das sah vielleicht seltsam aus. Noch dazu entzündete sie sich durch das häufige Nutzen nun auch. Beide Brüste waren also entzündet und bluteten. Meine linke Brust versuchte ich außerdem mit der Milchpumpe wieder „voll zu pumpen“. Ich wollte unbedingt weiter Stillen. Meine Mama erzählte mir von Silikonaufsätzen für die Brust, die zwar den Schmerz nicht nehmen würden, aber verhindern, dass beim Trinken die Wunden wieder aufgehen. Kurz danach brachte mein Papa mir die Aufsätze vorbei und sie waren wirklich klasse. Ihr merkt, man wird niemals zu alt dafür, Mama und Papa um Hilfe zu fragen. 😉 Und es ist überhaupt nicht schlimm, um Hilfe zu bitten. Und auch, wenn die erste Zeit sehr schwierig und schmerzvoll war, ich kann euch beruhigen, es gab ein Happy End: Ich konnte mir irgendwann nichts Schöneres als Stillen vorstellen. Es tat wirklich nichts mehr weh und „ausgelaufen“ bin ich auch nicht mehr.

Das Bild was ihr im Übrigens hier seht ist auch ein Orignalbild aus dem Alltag. Stillen macht müde ich bin oft dabei eingeschlafen entweder zu Hause oder auf der Couch meiner Eltern. Aber trotzdem würde ich es mir niemals nehmen lassen.

Schule, Arbeit & Co. KG

Neben dem Babyblues, dem Stilldrama, dem Haushalt und den Hormonen hatte ich noch eine weitere Aufgabe und Hürde: Ich befand mich inmitten meiner Ausbildung. Am Ende des ersten Lehrjahres bin ich schwanger geworden. Auch wenn es nicht geplant war, war es für mich das pure Glück. Aber eins stand für mich ebenfalls fest: Ich musste meine Ausbildung beenden. Ich möchte ein Vorbild für mein Kind sein und ihm vieles ermöglichen. Eine Ausbildung hinzuschmeißen gehörte daher nicht in meinen Plan. Schon in meiner Schwangerschaft sorgte ich für die beste Betreuung für meine Tochter – meine Eltern. Natürlich hatte ich wie jede arbeitende Frau mindestens 8 Wochen nach der Geburt des Kindes den Mutterschutz. Doch ich ging zumindest stundenweise bereits 2 Wochen nach der Geburt in die Schule. Ich fing mit sehr wenig Zeit an und erhöhte diese dann immer. Ich musste mit meinen Lehrern sprechen und durfte nicht zu viel Schulstoff verpassen. Nach meinem gesetzlichen Mutterschutz musste ich schließlich wieder volle 40 Stunden arbeiten gehen. Eigentlich legte ich die Kleine morgens bei meinen Eltern in die Wiege, ging ein paar Stunden zur Schule und holte sie genauso wie ich sie hingelegt hatte wieder aus dem Bett. Ich weinte jeden Morgen auf dem Weg zur Schule. Die Trennung fiel mir unglaublich schwer, aber ich wusste schließlich, wofür ich das tat. Auf dem Heimweg fuhr ich meistens zu schnell.

Ihr seht, für mich so wie auch für viele andere arbeitende Muttis, gehörte auch die „Trennung“ von dem Kind zu den Erfahrungen des ersten Monats. Und wenn es nur 1-2 Stunden bei den Großeltern oder einer Freundin ist, damit man sich ausruhen kann. In unserem Ratgeber Karriere und Kind findet ihr im Übrigen weitere Ideen und Tipps zur Betreuung des Kindes.

Schule und Kind
Das Bild ist ca. 3 Wochen nach der Geburt entstanden. Ich habe daheim Hausarbeiten geschrieben, während meine Tochter in der Wippe direkt neben mir schlief.

Zusammenfassung

Ihr seht, mein erster Monat nach der Geburt war wirklich turbolent. Es gab Tränen vor Angst und auch vor Glück. Es gab Schmerzen und Freude. Trennungstränen und Wiedersehenfreude. Es gab Freunde und Familie, die geholfen haben. Für mich war es aber trotz der vielen Probleme eine der schönsten Zeiten überhaupt. Und wer sich fragt, was aus meiner Ausbildung geworden ist: Durch Hausarbeiten konnte ich meinen Notendurchschnitt von 2,0 erhalten und konnte daher meine Ausbildung sogar um ein halbes Jahr verkürzen. Ich habe Abendkurse belegt und nach insgesamt 2,5 Jahren als Jahrgangsbeste mit einem Notendurchschnitt von 1,2 mein Abschlusszeugnis entgegengenommen. Na ja eigentlich hat meine Tochter das Zeugnis entgegengenommen, denn sie ist einfach überall mit dabei. 😉

 

Julianes Erfahrungsbericht

Nichts ist so, wie es mal war…

Davon kann wohl jede frisch gebackene Familie ein Lied singen: Alles, was man sich vorher schön ausgemalt hat, wird nach der Geburt über den Haufen geworfen und irgendwie krempelt sich das eigene Leben um 180°. Es ist schön, unbeschreiblich und  emotional dieses kleine Wesen im Arm zu halten, aber ja es ist eben auch komplett anders als vorgestellt. Ich war anfangs direkt sauer auf meine Freundinnen, die bereits Mami geworden sind, dass mich keiner vorgewarnt hat. Sie fragten wie sie mich hätten vorwarnen sollen. Na eben, dass das Leben sich so schlagartig ändert. Sie fragten, ob ich dann etwas anders gemacht hätte… Nein! Wahrscheinlich hätte ich es mir eh nicht vorstellen können. Allerdings war ich am Anfang wirklich überfordert. Ich kann es nicht mal erklären. Genauso wenig wie das Gefühl nach der Hochzeit. Die Lebensumstände haben sich geändert. Man ist verantwortlich. Man muss jetzt Vorbild sein und muss versuchen die nächsten Jahre sein Kind in die richtige Bahn zu lenken. Das ist man der Gesellschaft schuldig! Ist man das wirklich? Muss man sich an die Gesellschaft halten? Man macht sich schon so viele Gedanken um das Projekt im Ganzen und anfangs scheitert es gerade an ganz kleinen Dingen, die vorher niemand bedacht hat.

Geburt und dann?

Fangen wir von vorn an. Die Geburt stand wirklich nicht unter einem guten Stern. Vielleicht berichte ich darüber noch einmal an anderer Stelle ausführlich. Hier möchte ich nur kurz schreiben, was für meinen Erfahrungsbericht des ersten Monats relevant ist. Wir mussten das Krankenhaus wechseln. Unsere ausgesuchte Klinik war komplett voll und die Ärztin und Hebamme, die mich schon vorher untersucht hatten und kannten, schickten mich mit einem weinenden Auge in ein anderes Krankenhaus am anderen Ende der Stadt.

CTG kurz vor der Geburt

Der Muttermund war schon 3 cm offen und die Wehen wurden immer stärker. Die halbstündige Autofahrt wurde zur Tortur und im neuen Krankenhaus angekommen krabbelte ich auf allen Vieren zur Geburtsstation, nachdem wir diese endlich gefunden hatten. Muttermund 8 cm, also ging es direkt in den Kreißsaal. Es ging alles viel zu schnell, mithilfe eines Dammschnitts und der befürchteten Saugglocke wurde unser Kind geholt. Sie war eine Sternenguckerin, die Nabelschnur war um den Hals und während der Wehen fielen die Herztöne. Alles nicht optimal für eine ruhige und schöne Geburt. Aber wir haben es geschafft… gesund und munter, erblickte Greta das Licht der Welt. Tatsächlich war sie ein Mädchen, irgendwie hatte ich in den Nächten vor der Geburt immer von einem Jungen geträumt, was mich total verrückt gemacht hat, da ja schon alles besorgt wurde- Neutral gibt es ja so gut wie gar nicht. Ich wurde genäht, mein Mann durfte der Hebamme beim Saubermachen des Babys und den ersten Untersuchungen helfen. Danach kamen wir in ein separates Zimmer. Da lagen wir nun, erschöpft aber glücklich. Als kleine Familie, alle zusammen auf meinem Bett.

Mein kleiner gieriger Laktovampir

Greta unser süßes Mäuschen schnubbelte an der Brust herum, ich legte sie an, aber sie trank nicht. Irgendwie waren die Hebammen komisch, sie meinten wir haben Zeit, sollen uns kennenlernen und sie kommen dann später, um mir alles zum Thema Stillen zu zeigen. Im Stillzimmer war immer einiges los. Bei den wenigsten Mamis klappte es super. Eigentlich hatten alle irgendein Problemchen und ich habe einige Tränen in diesem Zimmer fließen sehen. Tränen vor Freude, Tränen vor Schmerz, Tränen, weil es einfach nicht klappen wollte, Tränen aus Verzweiflung. Interessehalber habe ich mir einige Geschichten angehört und für mich beschlossen, dass Stillen eine Wissenschaft für sich ist. Auch mich sollte es treffen. Das Anlegen tat furchtbar weh. Die Brustwarzen waren gar nicht auf diesen Sog vorbereitet und mussten das, was wir an den Füßen Hornhaut nennen, erst bilden. Beide Brüste entzündeten sich. Eigentlich sollte auch immer im Stillzimmer gestillt werden, aber ich wollte sie häufig anlegen (und sie wollte das auch) und meine Narbe, von der Geburt schmerzte so beim Gehen und Sitzen. Deshalb blieb ich ab dem zweiten Tag auf dem Zimmer zum Stillen. Ich bekam Quarkwickel , MultiMam Kompressen, eine Salbe und Stillhütchen. Gut, dass gleich gehandelt wurde, das machte das Anlegen wirklich erträglich! Irgendwie hatte ich mir das alles anders vorgestellt, beziehungsweise hatte ich es mir eigentlich gar nicht vorgestellt. Ich wollte mich nie aufs Stillen versteifen, weil ich davon ausgegangen bin, dass das eh nicht klappt bei mir. Viele Freundinnen konnten aus den verschiedensten Gründen nicht stillen, wieso sollte es also bei mir klappen. Dass eigentlich fast jede Frau stillen kann (Ausnahmen gibt es immer), wurde mir erst jetzt gesagt. Aber in dem Moment wusste ich auch, warum es bei so Vielen nicht klappte. Man braucht eine erfahrene Hebamme an der Seite, sonst hätte ich wahrscheinlich auch schon nach ein paar Tagen aufgegeben. Meine Beleghebamme hatte am 4. Tag, als sie das erste Mal zu mir nach Hause kam, nämlich arg zu kämpfen, dass ich weiter dran bleibe. Sie zeigte mir verschiedene Haltungen und machte alles wieder gut, was mir im Krankenhaus ein wenig zerstört wurde. 1.000 Dank dafür, Larisa ♥. Das Stillen klappte ab dem Tag mit kleineren Höhen und Tiefen fantastisch und es trieb mir erst wieder die Tränen in die Augen, als diese schöne Zeit der Nähe, nach 15 Monaten vorbei war.

Baby Blues ist keine Musikrichtung

Den Baby-Blues durfte ich volle Möhre kennenlernen.  Klar habe ich vorher davon gehört und im Geburtsvorbereitungskurs wurden wir und unsere Männer mehrmals vorgewarnt, aber dass das so krass ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Am 3. Tag fing es an. Wir durften endlich nach Hause und ich freute mich riesig. Als ich unserem kleinen Schatz die Krankenhaussachen auszog und zum ersten Mal die eigenen Sachen anzog, kamen mir die Tränen und es hörte nicht auf. Die Fotografin tippte mir auf die Schulter und fragte, ob wir ein Fotoshooting machen wollen. Ich fragte, ob sie Augen im Kopf habe, die vielen Tränen kriegt nicht mal Photoshop wegretuschiert. Auch bei meiner Abschlussuntersuchung und der U von Greta flossen die Tränen unaufhörlich. Wir besprachen noch einmal die Geburt. Es ging so schnell und war alles so überhaupt nicht wie gedacht – Trauertränen. Die Kleine ist fit und munter, alles toll – Freudentränen. Die ersten kleinen eigenen Sachen angezogen, mei wie die Zeit vergeht, bald ist Einschulung und dann hol ich sie irgendwann von der Disco ab – Tränen der Verzweiflung. Wo ist der Stopp-Schalter. Ich will durchatmen, zurückblicken, realisieren, kann ich nicht – Wuttränen. Wir haben jetzt ein Baby, wir sind zu Dritt, eine kleine Familie – Freudentränen. So zog sich das noch eine Weile hin. In der Drogerie gab es kein Jod, das ich unbedingt nehmen sollte, wieder Tränen. Irgendwann hatte ich die Tränen wenigstens im Griff, doch die Emotionen waren da. Und wisst ihr was? Die sind immer noch da. Zwar nicht mehr so krass und wirr wie am Anfang, aber auch beim Schreiben dieses Artikels bin ich unheimlich sentimental. Emotionen aus Angst und Stolz, sind mein ständiger Begleiter. Meine Freundin sagte ganz gelassen „So ist das eben, wenn man Mami wird“.

Mama hält Baby im Arm

Kommunikationsfindung oder Rätselraten – Was will das Kind bloß?

Nach ungefähr 2 Wochen wurde auch unsere Maus etwas aktiver und sie machte uns schon ganz klar verständlich, was sie nicht wollte. Sie hasste unsere kleinen Fotoshootings. Sie wollte nicht abgelegt werden und schon gar nicht allein sein. Den Schnuller hasste sie und spuckte ihn immer wieder aus. Sie wollte auch nie schlafen, wenn es eigentlich ihre Zeit war und wir fest davon ausgegangen sind, dass sie dann schläft.  Eigentlich muss sie doch todmüde sein… Ach ja und anziehen war anfänglich auch ganz und gar nicht toll. Sie wurde im Oktober geboren. Herbst. Kalt. Regen… merkt ihr was? Aber was wollte sie? Sie wollte am liebsten den ganzen Tag an meiner Brust hängen. Trinken, Nuckeln, ganz egal, hauptsache Brust. Sie wollte am liebsten den ganzen Tag im Tragetuch sein. Dort war es warm und wohlig und so war sie ganz nah bei Mama. Wenn sie Bauchweh hatte, wollte sie mir noch näher sein. Bloß kein Bäuchlein reiben oder Fliegergriff. Manchmal musste auch ein Kümmelzäpfchen her, weil es so schlimm war. Ich muss sagen: Am Anfang wussten wir wirklich nicht was das Mäuschen will, aber man hatte bald in Routine, alle Punkte abgearbeitet und irgendwas war immer dabei, dass sie beruhigte.

Freunde und Familie

Wenn so ein kleiner Zwerg geboren wird, möchten ja alle am liebsten die Ersten sein und ihn sehen, streicheln, „mal auf den Arm nehmen“. Mir ging es in der ersten Zeit wirklich nicht gut. Deshalb war ich froh über die Freunde und Familienangehörigen, die neben Geschenken für Greta, auch gleich etwas zu Essen oder Kuchen mitbrachten. Ja sehr enge Freundinnen brachten sogar nur eine leckere Mahlzeit vorbei. Das ist anfänglich wirklich genau die richtige Hilfe, die man gebrauchen kann. Unsere beiden Familien wohnen ca. 550km entfernt, das heißt auch sie kamen zu Besuch. Und ja, auch sie brachten leckeres Essen mit. Leider war der Besuch nur von kurzer Dauer, gerade meine Mama hätte ich länger an meiner Seite gebrauchen können. Aber sie kam etwas später wieder zu Besuch, diesmal eine ganze Woche. Mit den ganzen Besuchern kam auch das „Über die Erlebnisse sprechen müssen“. Das tat mir wirklich gut und ich legte auch gleich voll los, sobald ich gefragt wurde.

Körbchen mit Kürbissuppe und Kuchen

Die ständige Angst vorm Versagen

Das kennt ihr sicher auch. Man ist mit seinem winzig kleinen Neugeborenen draußen und es fängt an zu schreien.  Beruhigen hilft nicht, es hat sicher Hunger. Man denkt sich, nur schnell den Einkauf einpacken und ab nach Hause. Es gibt im Supermarkt auch keine wirklich ruhige Ecke, wo man Stillen kann. Und schon kommen sie. Die ältere Dame schaut mitleidig und fragt „Was hat denn das Kleine?“, eine andere Frau mischt sich ein „…bestimmt Hunger!“ und wieder eine andere „ach, dem Baby ist es doch viel zu warm, machen Sie mal die Decke ab!“, da fragt die erste wieder „Junge oder Mädchen?“. In diesen Situationen habe ich mir ein Loch in der Erde gewünscht, in das ich einfach verschwinden kann. Gerade als Neumami, ist man doch ängstlich, dass das Baby nun schreit und alle schauen. Ich habe mich dann für die lieben Ratschläge bedankt, mich und mein Kind aus der Situation genommen, auf halben Weg noch gesagt sie ist ein Mädchen und bin nach Hause geflüchtet.

Elternzeit = coole Zeit

Ich hatte ein volles Jahr Elternzeit vor mir. Das war anfangs ein tolles Gefühl. Nach dem Wochenbett, setzte ich mir zum Ziel, in dieser Zeit einen Plan für danach aus dem Boden zu stampfen. Nun ja, ich muss dazu sagen, dass unser Kind (wenn auch geplant) in eine etwas nicht ganz so perfekt durchorganisierte Zukunft hineingeboren wurde. Meine Arbeit – Wollte ich die nach einem Jahr wirklich weitermachen? Unsere Wohnung – 2 ½ Zimmer, viel zu klein also für ein größer werdendes Baby. Wer München kennt, kennt auch das Wohnraum-Problem. KiTa – dass es eine solche Herausforderung wird eine Halbtags-KiTa zu finden, hätte ich nicht gedacht. Das waren also 3 Faktoren, die es abzuklären galt zwischen Windeln wechseln, in den Schlaf wiegen, Arztbesuche, Krankengymnastikstunden, Babyschwimmen, Babymassage, Rückbildung, Krabbelgruppen, Befreundete Babys besuchen und tägliche Spaziergänge, Zoobesuche etc. Leider machte ich mir mit meinen ständigen Gedanken meine kostbare Zeit mit Gretchen ein wenig kaputt. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Somit war ich auch ständig mit Warten beschäftigt. Warten auf das erste Rollen, Warten auf das erste Wort, Warten auf den ersten Brei, Warten auf besseres Wetter und Warten auf das Christkind… jaja, auch das sollte man sich abgewöhnen. Im Nachhinein habe ich das Gefühl, die Zeit nicht richtig genossen zu haben. Erst nach dem ersten Geburtstag, bin ich meinem ungeduldigen Ich auf die Schliche gekommen. Ich muss sagen, seitdem ich auf mich und auf das Kind keinen Druck mehr ausübe, sind alle glücklich!

Auch mein Mann nahm Elternzeit. Ein Monat ganz am Anfang und einen ganz zum Schluss. Ich war froh, dass er den ersten Monat daheim war. Ich konnte mich die ersten Tage ja kaum bewegen und alles fiel mir schwer. Der erste Tag nach unserer gemeinsamen Elternzeit war ziemlich schwierig, auch emotional gesehen. Von Tag zu Tag klappte unser Zusammenspiel dann aber besser! In seinem zweiten Elternzeit-Monat sind wir verreist. Da war Greta fast ein Jahr und es hat richtig viel Spaß gemacht.

so kleine Füßchen

Mein Körper sah aus wie nach einem Krieg

Augenringe, pickelige Haut und ja, wie es untenrum aussah, möchte ich gar nicht ansprechen. 2 meiner Nähte sind nach ein paar Tagen aufgegangen und jedes Aufstehen und wieder Hinsetzen wurde zur Qual. Und grade am Anfang, wo man doch öfter mal etwas vergisst (Spucketuch, Stillhütchen, Decke, Stillkissen, etc.), muss man sich öfter bewegen. Die Schmerzen legten sich nach ungefähr 2 Wochen, dank meiner täglichen Kamillen-Tinkturen. Auch der Rest regenerierte sich. Der Rückbildungskurs im Krankenhaus war nicht wirklich effektiv. Deshalb meldete ich mich im Anschluss im Kangakurs an. Kanga ist eine Art Zumba mit Baby in der Babytrage. Unsere Trainerin hat sehr viel auf den Beckenboden geachtet, diesen immer mit einbezogen und auch anfangs der Stunde Kraft und Koordination trainiert. Ich fühlte mich sehr bald wieder fit, schlank und attraktiv. Da ich noch lange stillte, purzelten die Pfunde wie von selbst. Ich bin meinem Körper sehr dankbar dafür, dass das so einfach und schnell geklappt hat.

Mamis prahlen gern nach außen

Ich bin jemand, der wirklich kein Blatt vor den Mund nimmt. Wenn es mir schlecht geht, dann sage ich das. Unter Mamis wird aber auch oft und gern alles verschönert. Die Geburt war fantastisch. Mein Baby schläft den ganzen Tag und die Nacht durch sowieso. Stillen klappt ausgezeichnet etc… Niemand will Schwäche zeigen und jeder will sich mit dem besten Baby rühmen. Vergleiche gehören in unserer Gesellschaft leider genauso dazu wie der Regen zum Wetter.  Es ist vielleicht auch gut zu wissen, dass Babys sich phasenweise entwickeln. Unsere Kleine hat zum Beispiel auch schon recht früh, nach 6 Wochen ungefähr, die Nächte durchgeschlafen. Das hörte dann aber auch bald wieder auf. Ich glaube mit dem ersten Zahn, wurde sie dann auf einmal 2-3 Mal in der Nacht wach. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich an das Positive, das man am Anfang hat, nicht so sehr gewöhnen sollte. Es ändert sich eh ständig. Und Vergleiche sind für die Katz, jedes Baby ist so anders und unterschiedlich. Was bringt uns das weiter, wenn wir Mamis untereinander uns ständig übertrumpfen? Nichtsdestotrotz fand ich die Erfahrungsaustausche anfangs schon sehr gut. Ich war in mehreren Facebookgruppen, Krabbelgruppen, Kanga, Babykurse usw- – und dort gab es natürlich meistens nur ein Thema. Aber oft lernte ich auch daraus oder holte mir Rat bei anderen Mamis „Wie macht ihr das, wenn…“. Manchmal kommt man ja auf die einfachsten Dinge nicht. Was ich sagen möchte. Wenn eine andere Mami daher kommt und rumprahlt, lasst sie reden! Schnell werdet ihr merken, wer es ehrlich mit euch meint. Ja, Freundschaften ändern sich mit einem Kind enorm. Wie alles andere auch! Seid euch dessen bewusst und so wird es euch an nichts fehlen!


Susanne

Hey! Ich heiße Susanne und bin seit 2017 stolze Mama meines kleinen lebhaften Sohnes Sammy. Mit Ratgebern und tollen Tipps werde ich dich durch die Schwangerschaft und die erste Zeit als Mama begleiten.

Kaddarina

27.09.2020, 08:45

Schön ein paar andere Sichtweisen zu lesen!

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