Gerade von den älteren Generationen hörte ich oft „Komm schon, ein Glas Wein darf man auch als Schwangere trinken“. Ich musste mich manchmal sogar richtig rechtfertigen, warum ich jetzt nicht einen kleinen Eierlikör mit trinke oder ein Glas Sekt zum Anstoßen.
Klar, man ist immer sehr trinkfreudig gewesen und auf einmal ist man der große Spielverderber. Die Spaßbremse, die ja sogar eine kleine Weinschorle ausschlägt. Auch im Freundeskreis machte sich hier und da teilweise Unmut breit. Alkohol macht gesellig. Ohne Zweifel.
Aber wieso ist es immer noch umstritten, dass Alkohol auch krank macht und besonders in Schwangerschaft und Stillzeit absolut darauf verzichtet werden sollte?
Forsa Studie zum Umgang mit Alkohol
Laut der Forsa Studie Ende letzten Jahres wissen 89% der Befragten, dass Alkohol in der Schwangerschaft problematisch ist.
Jedoch glauben immerhin 8%, dass ein gelegentlicher Verzehr von Bier, Wein oder Sekt dem ungeborenen Kind keinen Schaden zufügt.
70% der Befragten sagten zurecht, dass auch gelegentlicher Alkoholkonsum beim Kind im schlimmsten Fall für Behinderungen sorgen kann.
Ausführliche Ergebnisse der Studie
Jeder Tropfen Alkohol ist schädlich
Fakt ist, jeder Tropfen Alkohol, den eine Schwangere zu sich nimmt, dringt durch die Plazenta zum Kind und kann Organe und Gehirn beeinträchtigen und auf Dauer schädigen. Schätzungen zufolge kommen in Deutschland jedes Jahr ungefähr 10.000 Babys zur Welt, denen die unheilbare Krankheit FASD (Fetale Alkoholspektrum-Störung) das Leben erschweren wird.
Und alles nur wegen eines Glases Wein ab und zu? Das muss nicht sein! Schützt eure ungeborenen Kinder und sagt NEIN! Der 09. September soll als Tag des alkoholgeschädigten Kindes auf diese Misere aufmerksam machen.
„Die Organe werden ab der dritten Woche angelegt und das Gehirn ist die kompletten 9 Monate empfindlich. Schwangere sollten deshalb definitiv die gesamte Schwangerschaft auf Alkohol, Nikotin, Drogen und bestimmte Medikamente verzichten“, so Andrea Benjamins. Die Kinderärztin betreut im Sozialpädiatrischen Zentrum Hannover kleine Patienten, die im Bauch ihrer Mütter einen Vollrausch erleben mussten.
Was ist FASD?
Trinkt die werdende Mami während der Schwangerschaft Alkohol, so riskiert sie bei ihrem Baby angeborene Fehlbildungen, geistige Behinderungen, hirnorganische Beeinträchtigungen, Entwicklungsstörungen oder extreme Verhaltensauffälligkeiten.
Diese Gesamtheit der Schädigungen am Baby werden unter dem Begriff FASD zusammengefasst. Die Abkürzung bedeutet Fetal Alcohol Spectrum Disorder was so viel heißt wie Fetale Alkoholspektrum Störung, also vorgeburtliche Schädigungen durch Alkoholkonsum. Da die Formen der Auswirkung sehr unterschiedlich ausfallen können, erschwert diese Krankheit die Diagnostik oft extrem.
Kindern mit FASD fällt die Bewältigung des normalen Alltages sehr schwer. Sich in der Gesellschaft zurechtzufinden ist den meisten Erkrankten unmöglich.
Mal ein Sektchen in der Stillzeit?
Kaum war das Kind da, wurde ich wieder zum Alkoholkonsum genötigt. Ein Sekt zum Anstoßen auf die Geburt, das rege die Milchproduktion an, sagte mir man selbst im Krankenhaus. Alkohol ist auch in der Stillzeit ein Zellgift und absolut unverträglich für kleine Babys.
Innerhalb von 30 bis 60 Minuten gelangt der Alkohol in die Muttermilch und wird so an das Baby weitergegeben. Dabei ist der Alkoholspiegel in der Muttermilch genau so hoch, wie jener im Blut. Wie auch in der Schwangerschaft gilt in der Stillzeit – der komplette Verzicht auf Alkohol ist der sicherste Weg.
Allerdings kann man in diesem Fall ein wenig beeinflussen, ob dem Kind indirekt Alkohol zugeführt wird oder nicht. Wie auch im Blut, sinkt der Alkoholspiegel mit der Zeit. Als Faustregel gilt, dass der Körper alle 2 Stunden ca. 10 Milligramm Alkohol abbaut.
Generell gilt es beim Konsum von Alkohol in der Stillzeit folgende Punkte zu beachten:
- Neugeborene stillen gern zu unregelmäßigen Zeiten, ein Alkoholkonsum lässt sich erst sicher „planen“, wenn das Kind ein paar Monate alt ist.
- das Baby sollte vor dem Alkoholgenuss gestillt werden.
- Für den Notfall haltet bestenfalls abgepumpte Milch bereit.
- Seid ihr nicht sicher, ob noch Restalkohol im Blut ist, aber die Brüste spannen, streicht sie aus oder pumpt ab und kippt die Milch weg
- Achtung: Nur die Zeit entfernt den Alkohol aus der Muttermilch. Habt ihr noch Alkohol im Blut, so wird auch die Milch bei der Neuproduktion nach dem Abpumpen und Wegkippen wieder Alkohol enthalten
- Esst während und nach dem Alkoholgenuss
- Trinkt während und nach dem Alkoholgenuss ausreichend Wasser
- Schlaft alkoholisiert nie in einem Bett mit eurem Baby
- Sorgt für eine Betreuung für euer Baby, die nicht getrunken hat.
Achso: Und die Sache mit der Milchproduktion ist ein Irrglaube. Alkohol hemmt sogar den Milchfluss.
#meinbabybleibtalkoholfrei
Wie steht ihr zum Thema Alkohol und Schwangerschaft? Macht mit unter dem Hashtag #meinbabybleibtalkoholfrei und postet euren Standpunkt. Ich bin mir sicher, dass viele Mütter der 10.000 Babys mit FASD aus Unwissenheit getrunken haben. Eben weil das Thema immer noch sehr locker in der Gesellschaft gehandhabt wird. FASD ist eine Krankheit, die zu 100% vermeidbar ist. Präventiv. Also lasst uns zusammen informieren und Babys retten.
Quelle: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2018/3-quartal/fasd-projekt.html
evafl21
18.08.2020, 12:01
Ganz ehrlich: der Verzicht fällt mir überhaupt nicht schwer – ich weiß ja auch, wofür ich es mache. Und enorm viel habe ich noch nie getrunken. Sicher freue ich mich drauf, mal wieder einen leckeren Lillet Wildberry zu trinken – aber es geht auch problemlos ohne.
Kaddarina
03.08.2020, 10:46
Unfassbar! Sooo lange ist eine Schwangerschaft nun auch wieder nicht..
Moehre 111
19.06.2020, 06:55
Ich stehe auch voll hinter dem Alkoholverbot- spannenderweise ist zum Beispiel in den USA ein halbes Glas pro Tag erlaubt…
Iggiz
29.10.2019, 23:56
Alkohol gehört in keine Schwangerschaft.
Gast
22.12.2018, 18:09
Ich habe während meines Studiums nebenbei ehrenamtlich Kinder mit Behinderung betreut, und da waren erstaunlich viele mit FASD dabei. Es ist wirklich traurig, denn diese Kinder sind sowohl geistig als auch körperlich beeinträchtigt und werden niemals ein normales, eigenständiges Leben führen können, und das nur, weil die Mütter unbedingt weiter saufen mussten. Uns hat das damals sehr wütend und betroffen gemacht, vor allem auch die Mütter der Kinder, deren Behinderung sich nicht hätte verhindern lassen können. Es sind nur 9 Monate, und wer danach trinken will, kann das Baby mit der Flasche füttern! So viel Reife und Stärke sollte jede werdende Mutter besitzen.
Sony1984
19.09.2018, 09:22
was für ein vorbild ist man wenn man das saufen in der schwangerschaft und stillzeit nicht lassen kann?? für mich ist alkohol und tabak ein striktes no-go!!! wer das nicht kann hat schon die nächste suchtgeneration geboren