In einigen Bundesländern sind sie bereits durchgesetzt oder fest in Planung: kostenfreie Kindertagesstätten. Laut Koalitionsvertrag soll in den Jahren 2019, 2020 und 2021 aber 3,5 Mrd. € vom Bund bereitgestellt werden, um Eltern bundesweit von den Kita-Gebühren zu entlasten. Auf den ersten Blick klingt das nach viel Geld. Wir sind dem mal auf die Spur gegangen und haben überlegt, was ein derartiger Gesetzesentwurf bedeutet.
Entscheidung der Großen Koalition
Der geschätzte Kostenaufwand pro Jahr, würde man alle Eltern in Deutschland von den gesamten Kitakosten befreien wollen, liegt bei 7,3 Mrd. €. Nun ist es kein Geheimnis, dass sich unsere Kitas auch einem bundesweiten Qualitätsausbau unterziehen müssen. Besonders in den Bereichen Personalschlüssel, Leitungsausstattung und Mittagessen sind dringende Maßnahmen erforderlich. Die geschätzten Kosten laut Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme, für den Qualitätsausbau aller deutschen Kindertagesstätten betragen 8 Mrd € pro Jahr. Wir liegen nun bei einer benötigten Summe von 15,3 Mrd € pro Jahr. Demgegenüber stehen die vom Bund bereitgestellten Mittel laut Koalitionsvertrag für 2019, 2020 und 2021 in Höhe von insgesamt 3,5 Mrd. €. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie die Länder das Geld also verteilen ist ihre Sache, mehr dazu lest ihr im Beitrag zum „Gute-Kita-Gesetz“.
Wie ergeben sich die unterschiedlichen Gebühren für Kitas in Deutschland
Gebührenmodelle für die Kinderbetreuung sind von Bundesland zu Bundesland, ja sogar von Kommune zu Kommune unterschiedlich. Natürlich ist der Beitrag auch vom Träger abhängig. Private Einrichtungen sind in der Regel um ein Vielfaches teurer als Kindergärten aus städtischer Hand. Im Westen des Landes wird oft das Einkommen der Eltern zur Berechnungsgrundlage der Gebühr herangezogen, im Osten gibt es meist einheitliche Preise, der Norden ist teilweise gebührenfrei und im Süden, sowie eigentlich auch im kompletten Land ist es doch sehr bunt gemischt.
Wie regeln die Bundesländer die Kita-Gebühren?
Reglungen der einzelnen Länder | |
Baden-Württemberg:
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Bayern:
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Berlin
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Brandenburg
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Bremen
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Hamburg
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Hessen:
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Mecklenburg-Vorpommern
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Niedersachsen
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Nordrhein-Westfalen
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Rheinland-Pfalz
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Saarland:
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Sachsen
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Sachsen-Anhalt
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Schleswig-Holstein
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Thüringen:
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Vorteile kostenloser Kitas
Die Vorteile liegen auf der Hand, wir Eltern sparen unheimlich viel Geld und auch finanziell schlechter aufgestellte Familien können sich KiTas leisten. Zweiter Vorteil: Gleichbehandlung der Länder/Städte. Somit schließt sich auch der Wohnortwechsel aufgrund zu hoher Gebühren aus. Einige Kommunen hatten schon das Problem eines akuten Wegzugs vor allem junger Familien, weil die Nachbarstadt weniger bzw. gar keine Kita-Kosten erhob.
Man hofft zudem, dass mit dem Zusatz an Geld, das den Familien somit zur Verfügung steht, die Kaufkraft im gesamten Land steigt. Mütter können außerdem wieder eher zurück in den Beruf.
Gerade für Kinder, die integriert werden müssen und aus sozial schwächeren Schichten ist der Besuch einer Kita von großem Vorteil. Die Sprachentwicklung wird so tagtäglich trainiert und mit dem Eintritt in die Schule sollten die Probleme, die Grundschüler aktuell beim Lesen und Schreiben haben, sinken. Von einem gefestigten sozialen Umfeld mal ganz zu Schweigen.
Zweifel und Nachteile
Aber eine solche geplante Abschaffung der Kosten bringt auch einige Zweifel mit sich. Nach und nach melden sich Kommunen, die in den kostenfreien Kitas wirklich Probleme sehen. Beispielsweise wird demnach teilweise über die Schließung von Kindergärten nachgedacht, weil die Stadt das nicht stemmen kann. Oder wenn nur der Kindergarten kostenlos für Eltern ist, holt sich die Stadt die Mehrkosten durch Erhöhung der Krippengebühren wieder oder Erhöhung der zusätzlichen Stunden über dem beitragsfreiem Angebot.
Auch Bildungsexpertin Katharina Spieß sieht die Abschaffung der Gebühren eher problematisch. Die Politik sollte zuerst dafür sorgen, die Qualität in Kitas grundlegend zu verbessern und dazu gehört definitiv auch ein Anheben der Löhne für unsere Erzieherinnen und Erzieher.
Eines ist klar – um die Gebührenfreiheit für Eltern zu garantieren, wird vielerorts die Qualität gleich bleiben oder gar schlechter werden. Betreuungsplätze könnten zukünftig noch schwieriger zu bekommen sein. Erzieherinnen sind teilweise sehr überfordert und das Wohl der Kinder kann nicht überall komplett garantiert werden.
Hier nochmal die Vorteile und Nachteile im Überblick:
Vorteile | Nachteile |
Auch Geringverdiener können sich KiTas leisten | zu wenige KiTas/Betreuer – können Aufwand nicht stemmen |
Kein Wohnortwechsel nötig für günstigere KiTas | Qualität der KiTas leidet noch mehr |
Eltern haben mehr Geld übrig – Kaufkraft steigt | Fehlendes Geld wird eventuell durch Erhöhung von Krippengebühren etc. wieder reingeholt |
Geldersparnis | |
Gleichbehandlung der Länder |
Personalschlüssel teilweise katastrophal
Gerade bei den Kleineren bis 3 Jahren ist eine ausgezeichnete und qualitativ hochwertige Rundumversorgung doch wirklich unabdingbar. Leider ist die Fachkraft-Kind-Relation vielerorts auch wirklich katastrophal, besonders in den neuen Bundesländern ist das Verhältnis von Erziehern zu Kindern in den Gruppen wirklich sehr sehr hoch. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung, können in manchen Städten Deutschlands auf eine Kita-Betreuung bis zu sechs Kinder kommen. Auch Tagesmüttern ist es erlaubt bis zu fünf Kinder aufzunehmen. In den Kindergärten ist das höchste deutschlandweite Verhältnis 1 zu 14. Das böse Stichwort Fachkräftemangel treibt in fast ganz Deutschland sein Unwesen.
Eine Erklärung zum Personalschlüssel und zur Fachkraft-Kind-Relation bekommt ihr hier
ElternZOOM 2018 – eine Studie der Bertelsmann-Stiftung
Die Befragung des ElternZOOM 2018 beschäftigte sich mit den Themen Kitakosten, Beitragsbefreiung und Wünsche bzw Vorstellungen der Eltern in Bezug auf die Qualität der Tagesstätten. Die Befragung fand bundesweit für 10.491 Haushalte statt. Mit der Befragung wird noch einmal klar welch große Unterschiede in den einzelnen Ländern in Bezug auf die Kinderbetreuung herrschen.
Kernaussage ist allerdings, dass über die Hälfte der befragten Eltern (sowohl über, als auch unter der Armutsrisikogrenze) bereit für einen höheren Elternbeitrag wären, würde sich dadurch die Qualität der Kita verbessern. Qualitative Veränderungen sind laut Eltern im Bereich Erzieher-Anzahl, Entlohnung der Erzieher, Öffnungszeiten und Ausstattung der Einrichtung wünschenswert.
Komplette Befragung ElternZOOM 2018 nachlesen
Studie zur Tätigkeit der Mutter bei kostenlosen Kitas des Instituts zur Zukunft der Arbeit
Sind die Gebühren sehr hoch, entscheiden sich nicht wenige Mütter, ganz und gar mit dem Kind daheim zu bleiben. Gerade die Krippenkosten sind ja vielerorts doch extrem hoch und mit einem Teilzeit-Job arbeitet man dann fast nur für die Betreuung. Wie ist es aber, wenn die Kita-Kosten komplett wegfallen? Eines der Ziele vom Bund ist, die Mütter wieder früher in die Berufswelt zu integrieren. Das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) hat sich mit dieser Fragestellung auseinandergesetzt. Dieses kommt zu einem überraschenden Ergebnis.
Eher das Gegenteil tritt ein, denn vielen Eltern scheint die Zeit mit und für ihre Kinder doch wertvoller zu sein, als mehr Gehalt zu bekommen. Tatsächlich haben einige Mütter ihre Arbeitszeit verkürzt, denn die Familie erlangt mit dem Wegfall der Betreuungs-Kosten eine Ersparnis, welche gleich in Zeit umgesetzt werden kann.
Fazit
Ich persönlich finde es wichtiger, dass vor der Streichung der Kita-Gebühren, erst einmal etwas in Punkto Qualität und Platzverfügbarkeit voran geht. Ich habe einige Eltern kennengelernt, die ihren Platz einklagen mussten, oder den Job gleich an den Nagel hängen konnten, um das Kind zu Hause zu betreuen, da kein Platz verfügbar war.
Uns ging es ähnlich. Wir haben im zweiten Lebensjahr unserer Tochter gar keinen Platz bekommen, mit zwei Jahren hat sie dann einen Platz in einer Kita, die ich absolut nicht gut fand, angeboten bekommen. Ich habe den Platz abgelehnt und danach sehr schlechte Erfahrungen mit einer Tagesmutter gemacht. Unsere Maus war deshalb bis zu ihrem dritten Geburtstag daheim und ich notgedrungen mit ihr. Klar selbstgemachte Probleme, mit zwei Jahren hätte sie ja gehen können, aber man möchte sein Kind ja auch nicht in eine Kita stecken, wo die Qualität nicht passt, oder?
Das Problem ist aber nicht der Platz in den Einrichtungen, davon gibt es meistens genug. Problematisch ist der Fachkräftemangel. Erzieher werden überall händeringend gesucht. Ich denke, hier gibt es wirklich Handlungsbedarf. Ich bin auch gerne gewillt für gute Qualität mehr zu zahlen, allerdings sollte es im Rahmen bleiben. Private Einrichtungen kosten oft ein kleines Vermögen. Außerdem bin ich keine Mama, die möchte dass ihr Kind eine Fremdsprache, Reiten oder Essen mit Stäbchen in der Kita lernt. Ein solides Konzept, Betreuung auf Augenhöhe und fürsorgliche Erzieher, reichen mir aus. Zum Glück haben wir das mittlerweile gefunden, und zahlen dafür 100€ plus Verpflegung für sieben Stunden (Sachsen).
Maverike
29.02.2020, 16:22
Ich zahle 450 Monat für einen einjährigen
Gast
20.01.2020, 22:30
500 € bei Tagespflege. Das Jugendamt berechnet max. 4€ je Stunde obwohl die Stunde bei der Tagesmutter 5,50 € kostet. Das heißt die 1,50 €muss ich selbst tragen. Das im Kinderunfreundlichsten Bundesland Deutschlands ( Schleswig-Holstein). Dazu die lange Wartezeit des Kitageldes von mehreren Monaten. Dieses Bundesland muss was tun. Der Blick geht nach Berlin oder Hamburg.
Iggiz
31.10.2019, 20:30
Ich freue mich schon, wenn es kostenlos wird. Mal sehen, welche Probleme denn auftreten.
Gast
30.04.2019, 20:33
Guten Abend Zusammen
Wir kommen aus NRW und zahlen fast 400€ im Monat, der kleine ist im Oktober geboren und wird deshalb auch 4 Jahre einen Ü3 platz bezahlen müssen bzw. noch ist das letzte Jahr kostenfrei für uns, so Zahlen wir knapp 14400€ plus Essensgeld ca 2160€ plus 360€ Frühstück extra, also alles im allem ca 17000€, dass ist Wahnsinn! Im Hotel werde ich auch nicht nach meinem Jahresverdienst gefragt, da Zahle ich einen fixen Preis, und dann wundern sich noch alle warum wir kaum noch Kinder auf die Weld setzen. und warum sind so viele unterschiede in den Einzelnen Bundesländern und dann nochmal in den einzelnen Kommunen jeweils unterschiede.
Und dann kommt die Entscheidung ab 2020 ist auch das vorletzte Jahr kostenlos??
Dann wirft man so einen Quatsch dahin Baukindergeld einführen, das ist wichtig??
75000€ + 15000€ ist der höchstbetrag?? Welche Familie hat so was?? Die soviel hat braucht es nicht…
Denkt mal drüber nach, Kita brennpunkt, Häuslebauer egal!!
Ich verstehe das nicht
Mit freundlichen Grüßen
Marc Birkenheuer
Gast
29.08.2018, 13:24
Ja auch wir in Schleswig Holstein zahlen eine menge Geld für unsere Zwillinge ! Ich wäre schon zufrieden wenn das Essensgeld weg fallen würde… Aber es ist schon gemein wenn man dieses Länderübersicht sieht! 🙁
Gast
21.08.2018, 16:29
Wir zahlen für die Betreuung unserer Beiden Kinder 708,50 € im Monat. Bundesland Schleswig-Holstein. Das Kitageld 100€ gibt es erst ab dem Folgemonat und dann nur bis zum dritten Lebensjahr. Als Familie sollte man sich momentan genau aussuchen wo man hinzieht.