Wie sehnsüchtig haben wir darauf gewartet. Der Sommer scheint endlich auch in Deutschland angekommen zu sein. Die ersten Eltern packen schon die Planschbecken aus. Denn wer planscht bei den Temperaturen nicht gerne im kühlen Nass?
Aber Achtung! Der Wasserspaß birgt das auch einige Gefahren. Gerade für die Kleinsten.
Warum Kinder besonders gefährdet sind
So manch einer wird nun direkt sagen: Ist doch klar, Kinder können einfach schlechter oder gar nicht schwimmen. Das mag stimmen. Jedoch hängt die Gefahr auch vor allem mit der Art des Ertrinkens zusammen. Wir erklären, warum.
Kinder ertrinken leise – was ist stilles ertrinken?
Kleinkinder machen sich beim Ertrinken nicht bemerkbar. Oftmals sinken sie laut- und bewegungslos hinab. Das liegt daran, dass sich die Stimmritzen verschließen und bei Kindern unter 3 Jahren zusätzlich der Totstelleffekt eintritt.
Kein Schreien
Anders als Erwachsene schreien Kinder nicht beim Ertrinken. Das liegt daran, dass sich die Stimmritzen der Kleinen krampfartig verschließen. An und für sich ist dieser Stimmritzenverschluss auch sinnvoll – so gelangt nämlich kein Wasser in die Lunge.
Kinder können diesen Verschluss aber (im Gegensatz zu Erwachsenen) nicht selbstständig lösen. Deswegen können sie unter Wasser auch nicht schreien. Es ist also vom stillen Ertrinken die Rede.
Was ist trockenes Ertrinken?
Den Stimmritzenverschluss beim Ertrinken kann man sich als eine Art Krampf vorstellen. Diesen können Kinder nicht selbstständig wieder lösen. Deswegen kriegt das Kind kriegt oft auch nach Rettung nur schwer oder gar keine Luft.
Beim trockenen Ertrinken „ertrinkt“ man also nicht, sondern man erstickt viel mehr.
Totstellreflex
Bei Kindern unter drei Jahren stellt sich zudem der sogenannte Totstellreflex ein. Statt unter Wasser wild mit den Armen zu fuchteln oder sich anderweitig bemerkbar zu machen, erstarren sie vor Angst und bewegen sich nicht mehr. Sie sinken rührungslos zu Boden
Ertrinken schon bei 5-10cm Wasserstand möglich
Je nach Alter können selbst 5-10cm tiefe Wasserflächen zur tödlichen Falle werden. Deshalb können auch tiefe Pfützen oder kaum befüllte Badewannen gefährlich sein.
Kinder haben aufgrund ihres großen Kopfes einen anderen Körperschwerpunkt. Dieser liegt nämlich im Brustbereich. Zum Vergleich: Der Körperschwerpunkt erwachsener Menschen liegt im Nabelbereich.
Beugt sich ein Kind zum Beispiel über eine Wasserfläche, kann es durch den anderen Körperschwerpunkt sehr leicht vorne über kippen. Es fällt also mit dem Kopf ins Wasser. Durch die fehlende Nackenmuskulatur schafft das Kind es nicht, den Kopf wieder aus dem Wasser zu heben.
Zusätzlich verlieren die Kinder dann oftmals die Orientierung bzw. der bereits erwähnte Totstellreflex tritt ein. Sie geraten in Panik und bewegen sich nicht mehr.
Kinder sinken schneller
Auch das liegt am Körperschwerpunkt. Das Ertrinken passiert also viel plötzlicher als bei Erwachsenen.
Ertrinken dauert nur 30-60 Sekunden
In der Regel dauert das Ertrinken nur 30-60 Sekunden. Du solltest deine Kleinen also auf keinen Fall alleine planschen lassen. Auch nicht für wenige Sekunden
Was ist sekundäres Ertrinken?
Achtung: Selbst wenn das Kind vorm Ertrinken gerettet wurde, ist es nicht außer Gefahr. Denn es gibt das sogenannte sekundäre Ertrinken. Das sekundäre Ertrinken kann auch noch bis zu 24 Stunden später auftreten.
Denn es ist möglich, dass Kinder während des Ertrinkens Wasser einatmen. Das Wasser, das dabei in die Lunge gelangt, ruft zeitverzögert Entzündungsreaktionen und Ödeme hervor. Dadurch kommt es zu Störungen des Gasaustausches. Das Kind erstickt somit durch den Sauerstoffmangel.
Symptome von sekundärem Ertrinken erkennen:
- fängt nach Stunden wieder an zu husten
- klagt über Brustschmerzen
- erbricht sich
- hat Schwierigkeiten beim Atmen
- wirkt apathisch.
Solltest du eines oder mehrere Symptome des trockenen Ertrinkens erkennen, suche bitte umgehend einen Arzt auf. Hier gilt: Sei lieber übervorsichtig und gehe einmal zu viel zum Arzt.
Wie lange nach Badeunfall kann sekundäres Ertrinken eintreten?
Das sekundäre Ertrinken kann bis zu 24 Stunden nach dem Unfall eintreten.
Kann sekundäres Ertrinken in jedem Alter auftreten?
Ja. Sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen kann sekundäres Ertrinken eintreten.
Wie häufig tritt sekundäres Ertrinken auf?
Keine Panik. Sekundäres Ertrinken tritt zum Glück sehr selten auf.
So vermeidest du Badeunfälle
Im Grunde gibt es nur zwei Vorsichtsmaßnahmen, mit denen du Badeunfälle vermeidest bzw. die Gefahr minimierst.
Nur unter Aufsicht planschen lassen
Eltern sollten ihre Kinder niemals(!) unbeaufsichtigt im Wasser lassen. Sei nicht nur anwesend, sondern behalte sie wirklich immer im Auge. Ansonsten kann das stille Ertrinken unbemerkt bleiben.
Sind mehrere Eltern anwesend, sprecht euch ab. Wer achtet auf wen?
So früh wie möglich schwimmen beibringen
Bringe deinen Kleinen so früh wie möglich das Schwimmen bei und denke daran: Schwimmflügel und Schwimmringe sind kein ausreichender Schutz vorm Ertrinken.
So handelst du im Notfall
Wir hoffen natürlich, dass du niemals in diese ernste Lage gerätst. Sollte es aber trotz Vorsichtsmaßnahmen soweit kommen, solltest du vorbereitet sein.
Kind aus dem Wasser ziehen
Wenn dein Kind einen Badeunfall hatte, ziehst du es natürlich sofort aus dem Wasser. Sofern es bei Bewusstsein ist, wickle es direkt in eine Decke ein. So erhältst du die Körpertemperatur aufrecht.
Wie leiste ich Erste Hilfe, wenn ein Kind ertrinkt?
Alle Eltern sollten auf jeden Fall einen Erste Hilfe Kurs speziell für Babys/Kinder absolvieren. Hier lernen Eltern ausführlich, wie man im Notfall handelt.
Wenn das Kind bewusstlos ist, aber noch atmet, solltest du es in die stabile Seitenlage bringen. Ist es bewusstlos und atmet nicht mehr, ist eine Mund-zu-Mund-Beatmung bzw. eine Mund-zu-Nase-Beatmung bei Babys notwendig. Die ersten Sekunden und Minuten entscheiden im schlimmsten Fall nämlich über Leben und Tod.
Natürlich sollte auch umgehend der Notarzt (112) angerufen werden.
Kind zum Arzt bringen
Auch wenn Kinder „nur“ viel Wasser schlucken bzw. einatmen, sollte man vorsichtshalber mit ihm/ihr zum Arzt gehen.
Dieser kann dann die Lunge untersuchen und ggf. weitere Behandlungsschritte einleiten. Denn wie erwähnt, ist auch sekundäres Ertrinken eine häufige Gefahr.
Symptome beobachten
Generell empfiehlt es sich nach einem Badetag immer aufmerksam gegenüber den Symptomen des sekundären Ertrinkens zu sein. Schließlich kann auch unbemerkt Wasser in die Lunge deines Kindes gelangt sein.
Aber keine Panik: Das sekundäre Ertrinken ist wirklich sehr selten.
Wir hoffen die Infos und Tipps haben euch geholfen und wünschen euch viel Spaß beim sicheren(!) Baden!
Kaddarina
01.07.2022, 06:45
Genau deswegen traue ich mich ich alleine mit beiden Kindern zum Baden
evafl21
01.08.2022, 08:19
da kann ich dich absolut verstehen.
firedevil_helena
19.06.2021, 23:49
So einen Unfall wünscht man niemandem!
Kaddarina
15.06.2021, 06:38
Purer Horror alleine die Vorstellung!
evafl21
01.08.2022, 08:20
oh ja, für mich auch. aber viele wissen davon gar nicht
Kaddarina
06.08.2022, 06:25
Ja, das ist traurig, aber wohl leider wahr… 🤷♀️
Biber
14.06.2021, 18:15
So ein wichtiges Thema 👌🏼 vielen Dank 🤩
evafl21
12.06.2021, 14:09
Sehr hilfreicher Artikel, vielen Dank dafür!