Aufgrund eines Fotos bei Instagram, auf dem zu sehen ist wie David Beckham und seine Tochter sich auf den Mund küssen, gibt es gerade eine gewaltige Diskussionswelle in den Social Media. Nun haben wir uns mit der Frage einmal auseinandergesetzt. Ist es verwerflich sein Kind auf den Mund zu küssen und wenn ja aus welchen Gründen?
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Welche Gründe sprechen gegen ein Küsschen auf den Mund für die eigenen Kinder?
Mal davon abgesehen, dass die negativen Kommentare unter diesem Foto alle in die gleiche Richtung gehen, gibt es verschiedene Gründe, warum Kinder von ihren Eltern nicht auf den Mund geküsst werden.
Das ist sexuell
Es gibt Leute, für die ein Kuss auf den Mund nur Paaren vorbehalten ist. Sie meinen dass sie es als sexuell empfinden, wenn Eltern ihre Kinder (egal welchen Alters) auf den Mund küssen. Diesen Standpunkt verteidigt auch die US-Psychologin Charlotte Reznick. Sie wird immer dann zitiert, wenn irgendwem mal wieder nicht passt, dass irgendwer sein Kind küsst. Sie meinte in einem Statement von 2015, dass Kinder mit der Situation überfordert seien und gerade im Alter zwischen 2 und 6 könnte ein Kuss auf den Mund sie sogar sexuell erregen.
Die meisten Hater, die das Foto kommentiert haben, sind genau dieser Meinung und werden auch direkt beleidigend. Es fallen Worte wie „pervers“ und „Inzest“. Ich persönlich kann das überhaupt nicht nachvollziehen. Außerdem bin ich der Meinung, dass man eben einfach weiter scrollen oder weg schauen soll, wenn man es selber nicht schön findet, wenn Papa und Tochter oder Mama und Sohn sich auf den Mund küssen. Andere aber mit bösen Kommentaren zu bombardieren, nur weil man selber einer anderen Auffassung ist, ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Es ist doch jedem selber überlassen. Warum muss man an anderen immer herum kritisieren? Wieso können wir andere Menschen nicht einfach leben lassen? Warum kann man sich nicht einfach dafür freuen, dass David Beckham scheinbar ein sehr schönes Verhältnis zu seiner Tochter hat?
Das ist unhygienisch
Ärzte und Hebammen empfehlen, seine Babys nicht auf den Mund zu küssen. Zum Einen ist man oft schon ansteckend, bevor man überhaupt Anzeichen einer Krankheit hat und würde die Erreger somit unbewusst an sein Kind weitergeben. Denkt auch mal an den Herpes Virus, den manche Menschen ohne Ausbruch in sich tragen und unbewusst an andere weitergeben. Zum Anderen können wohl auch unsere Karies-Bakterien durch einen Kuss schon frühzeitig in den Mund unseres Kindes wandern. Mein Zahnarzt hat vom Küssen und Löffel abschleckern jedenfalls schon abgeraten, da war ich noch schwanger.
Das beeinflusst den eigenen Willen
Ok und jetzt wird es ein bisschen psychologisch. Manche Leute behaupten auch, wenn man als Eltern sein Kind von klein auf immer auf den Mund küsst, so kann es für sich nie entscheiden, ob es das überhaupt möchte. Es wird praktisch zur Gewohnheit und das Kind sieht es als normal an und warum sollte man gegen etwas Normales etwas einwenden? Klingt zumindest erst mal logisch. Auch hier kann ich aus Erfahrung plaudern. Als Kind habe ich es irgendwann vermieden meinen Papa auf den Mund zu küssen. Wenn er sich sein Küsschen abholen wollte, drehte ich mich weg. Ich fand seinen Bart einfach nicht schön und wollte unter den Umständen auch keinen Kuss. Außerdem hatte er damals noch geraucht und das fand ich dann doppelt eklig. Wenn ein Kind also einen Grund gefunden hat, der gegen das sich küssen lassen spricht, ist es nicht ausgeschlossen, dass es das auch durchzieht.
Das ist dem Kind peinlich
Dieser Aspekt geht in eine ähnliche Richtung wie der vorherige Punkt. Küssen kleine Kinder noch mit Hingabe, kann es ihnen im Schulalter schon mal peinlich sein, wenn sie vor den Augen anderer Kinder ihre Eltern abknutschen. Deshalb stellt sich diese Art der Zuwendung meistens mit dem Älter werden eh ein. Ich finde es ganz besonders wenn auch Teenager noch gern ihre Eltern küssen. Das zeigt dass ihre Zuneigung und Verbundenheit unheimlich groß ist.
Allerdings sollte ein Nein auch wirklich ein Nein bleiben. Man merkt definitiv wenn ein Kind grade keine Bussis möchte, dann sollte das auch unbedingt akzeptiert werden.
Das ist seltsam
Vielleicht die abgeschwächte Form, um nicht gleich von einer sexuellen Neigung zu sprechen. Manche Leute finden einen Kussaustausch zwischen Vater und Tochter oder Sohn und Mutter einfach nur seltsam. Vielleicht kennen sie es selber nicht aus ihrer Familie und finden es deshalb nicht richtig. Letztendlich kann das ja auch jeder so halten wir er es schön findet.
Zuneigung zum Kind, wo fängt sie an – wo hört sie auf?
Was ist erlaubt, was ist komisch, oder was ist gar zu wenig? Ich weiß ja nicht, aber solang es im Rahmen bleibt, es also keine körperlichen Übergriffe gibt, soll doch jeder auf seine eigenen Angelegenheiten schauen. Ich selber bin mit viel Zuneigung groß geworden. So liegt es nur in der Natur der Dinge, dass ich Zuneigung auch an meine eigene Tochter weitergebe. Sie wird geknutscht, geknuddelt, gestreichelt und liebevoll umarmt. Wenn sie nicht mag, wird sie in Ruhe gelassen. Schön ist es natürlich wenn sie von selber kommt und sich ihre Portion Liebe abholt. Für mich gibt es da kein Richtig und kein Falsch. Folgende Studien und Experimente geben ein paar Hintergründe und die Bestätigung: Kinder brauchen Liebe!
John B. Watson und sein Werk „Psychological Care of Infant and Child“ von 1928
Es waren einfach die Zeiten damals. Watsons Ansichten zur Kleinkinderziehung sahen nämlich wie folgt aus:
Dem Kind solle die Mutterliebe entzogen werden, noch bevor es sieben Jahre alt wird. Denn Mutterliebe mache angeblich das Kind abhängig und hindere es daran, die Welt zu erobern. Seiner Ansicht nach schränken übermäßige Liebkosungen das psychische Wachstum ein und behindern spätere Erfolgschancen.
Keine Mutter solle ihr Kind auf den Schoß nehmen. Die Reinlichkeitserziehung solle mit acht Monaten abgeschlossen sein. Watson propagierte eine Spezialkonstruktion, auf der das Kind hinter verschlossenen Türen festgeschnallt wurde, bis es seine Verdauung bewältigt hatte. Es sei auch von Übel, sich zu sehr an vertraute Personen zu gewöhnen. Die Mütter könnten durchaus gewechselt werden. Das Kind solle möglichst viel allein gelassen werden
Heute ist man doch so viel schlauer…
Kaspar-Hauser 1828
Der Kaspar-Hauser-Versuch umschreibt das Ergebnis eines heranwachsenden Kindes, das weder Sprache noch irgendeine Art körperlicher Zuneigung erfahren konnte/durfte. Im Experiment von Friedrich II starben alle Kinder des Experiments. Studien zeigten auch dass Kinder ohne Zuwendung oder anderweitigen Reizen sich sowohl körperlich als auch geistig viel langsamer entwickelten.
Harry Harlow und sein Experiment an Affen 1957
Harry Harlow wollte mit seinem Experiment die Mutter-Kind Bindung untersuchen. Er separierte neugeborene Rhesusaffen in einen Käfig mit 2 Affen-Dummies. Einer war aus Draht, versehen mit einer Milchflasche zum Füttern der Babys. Der andere hatte keinerlei Nahrungsquelle, aber war aus kuschelig weichem Fell. Das Experiment zeigte entgegen aller Annahmen. Dass die Affenbabys zum Drahtaffen nur zur Nahrungsaufnahme gingen, letztendlich aber die meiste Zeit beim kuscheligen Affen schmusten und Schutz suchten.
Herbert Renz-Polster „Kinder verstehen“ 2009
Heute weiß man es definitiv besser. Der Kinderarzt und Verhaltensforscher Herbert Renz-Polster schrieb in seinem Buch „Kinder verstehen – born to be wild“, dass Nähe Schutz bedeutet und es in unserem Urvertrauen liegt diesen anzunehmen. Er ist der Ansicht, Kinder könne man nicht verwöhnen wenn man ihnen zu viel Nähe spendet, und damit ist er heutzutage Gott sei Dank nicht mehr alleine!
Kein Einzelfall
Das Social Bashing gegen David Beckham ist leider kein Einzelfall. Er selbst bekam in der Vergangenheit schon einmal einen Shitstorm zu spüren und auch einige weitere Persönlichkeiten. Seht selbst:
https://www.instagram.com/p/Bn_VYGxiQuE/?utm_source=ig_embed
https://www.instagram.com/p/BHrJmVwB1hZ/?utm_source=ig_embed
https://www.instagram.com/p/BpN-b21APC1/?utm_source=ig_embed
https://www.instagram.com/p/BUzluYFBQJG/?utm_source=ig_embed
Fazit
Ob angebracht, komisch, seltsam oder einfach nur peinlich? Letztendlich sollte es jedem doch egal sein, was andere denken. Solang Mama, Papa und Kind mit dem Busseln einverstanden sind, spricht nichts dagegen! Und ebenso sollte es auch jedem egal sein wie Eltern die bedingungslose Liebe ihren Kindern gegenüber zeigen möchten. Eigentlich ist es doch etwas Schönes also müsste man sich doch freuen, dass es so viel Liebe auf der Welt gibt und daraus nicht noch künstlichen Hass schüren.
Kaddarina
29.07.2020, 06:23
So einen Quatsch hab ich selten gehört… Hauptsache wieder einen Grund zum lästern gefunden…😒
Gast
06.03.2020, 12:26
Also manchmal übertreibt man es auch
Ewcha
12.01.2020, 04:51
Was ist daran schlimm?
Iggiz
27.10.2019, 08:46
Das ist doch Blödsinn. Das war und ist für viele Familien seit Jahren normal, ohne böses zu denken. Und jetzt wird so ein Wirbel gemacht.
Gast
23.08.2019, 11:10
Meine Kinder ( Tochter 9 und Sohn fast 6) holen sich ihre knutschas und Umarmungen und knuddeler immer ab und niemand zwingt sie 😊. Wenn ich die grosse zur Schule bringe ist ihr das unangenehm und peinlich wenn ich zum Abschied nur drücke, aber das lass ich auch von mir aus.Wir waren ja alle mal in dem Alter wo es peinlich wurde nech 😉.Ich finde es nicht schlimm. Ich selber habe meinen Vater noch mit 18-19 auf den mind geküsst zur Begrüßung 😊 aber nun ist es bei meinen Eltern und mir jetzt so es gibt Küsschen auf die Wange zum Abschied und zur Begrüßung.
Und wenn jemand das nicht gut findet sollte er weg schauen 😁
baerenkurde
21.12.2018, 00:23
Schwieriges Thema. Es hängen auch viel von den jeweiligen Kulturen ab. Küssen ist bei manchen Bräuchen nur ein Zeichen der Zuneigung. Bei anderen ist es wiederum nur sexuel. Aber auf den Mund küssen ist eigentlich fast immer im sexuellen Kontext. Ich wüsste jetzt nur den Bruderkuss als Gegenbeispiel und der ist zwischen zwei Erwachsenen. Ich rate eher davon ab.
Gast
02.01.2019, 12:48
Also in meinem Kulturkreis steht das Küssen auf dem Mund als Zeichen der Zuneigung. Für mich hat es rein gar nichts sexuelles an sich (dafür müsste schon die Zunge mit ins Spiel kommen, wenn überhaupt). Ich küsse mein Kind gern auf den Mund und werde das auch weiter machen, solange sie will und mich lässt.