In Vergiftung steckt das Wort Gift und das lässt wohl alle Alarmglocken läuten. Gift heißt in den meisten Fällen nichts Gutes, so ist es auch bei einer Schwangerschaftsvergiftung. Wir klären alle wichtigen Fragen: Was genau ist eine Schwangerschaftsvergiftung? Was sind die Symptome? Und wie wird sie behandelt?
WICHTIG: Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient NICHT der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose.
Was genau ist eine Schwangerschaftsvergiftung?
Im Grunde ist einen Schwangerschaftsvergiftung ist im Grunde eine körperliche Anpassungsstörung an die Veränderungen der Schwangerschaft. Es wird also kein Gift von Außen zugeführt.
Deswegen spricht man bei einer Schwangerschaftsvergiftung auch eher von einer Präeklampsie oder Gestose. Klingt weitaus neutraler aber ist nicht weniger gefährlich.
Was sind die Symptome einer Schwangerschaftsvergiftung?
Alle Anzeichen für eine Schwangerschaftsvergiftung im Überblick:
- Bluthochdruck (über 140/90 mmHg)
- Eiweiß im Urin
- Kopfschmerzen
- Gewichtszunahme / angeschwollene Gliedmaßen
- Wassereinlagerungen in der Lunge
- Störungen des Nervensystems (Augenflimmern, Sehstörungen)
- Eingeschränkte Nierenfunktion
- Wachstumsverzögerungen beim Fötus
- Oberbauchschmerzen
- Verminderte Anzahl der Blutplättchen
Das wichtigste Anzeichen auf eine Schwangerschaftsvergiftung oder Spätgestose ist Bluthochdruck.
Dann wird nach weiteren Anzeichen, wie etwa Kopfschmerzen und angeschwollenen Gliedmaßen geschaut.
Bei einer Untersuchung beim Frauenarzt geben dann erhöhte Eiweißwerte im Urin eventuell mehr Hinweise. In weiteren Fällen gab es auch eine rasche Gewichtszunahme als Anzeichen, sowie Augenflimmern, Sehstörungen und Oberbauchschmerzen. Nach diesen Symptomen wird man natürlich eingangs gefragt und untersucht.
Wer bekommt eine Gestose?
Im Prinzip kann es jede Schwangere treffen. Allerdings erhöhen verschiedene Vorerkrankungen die Gefahr an einer Gestose zu erkranken. Folgende Vorerkrankungen oder Umstände können den Ausbruch einer Gestose begünstigen:
- Nierenerkrankungen
- Bluthochdruck als chronische Krankheit
- Erkrankungen der Gefäßsysteme
- Magnesiummangel
- Uteroplazentare Dysfunktion (fehlerhafte Versorgung durch Plazenta und Mutterkuchen)
- Störungen der Mikrozirkulation
- Vorbelastungen in der Familie
- Erkrankung an einer Früh-Gestose
- Alter der Schwangeren (Unter 18 und über 40 Jahre)
- Erstschwangerschaft
- Mehrlingsschwangerschaft
- Fettleibigkeit
- Diabetes mellitus
- Autoimmunkrankheiten
Was sind die Ursachen für eine Schwangerschaftsvergiftung?
Die genauen Ursachen für die Anpassungsstörung sind leider nicht ganz klar.
Es gibt jedoch einige Vermutungen: Beispielsweise kann es eine Störung in der Plazenta sein. Diese führt dann zu Veränderung der Blutgefäße und aktiviert das Immunsystem der Schwangeren.
Die Flüssigkeit, die infolgedessen aus den Gefäßen austritt lagert sich ein und die Schwangere klagt über Wassereinlagerungen und plötzlicher Gewichtszunahme. Zudem wird durch diesen Prozess auch die Blutgerinnung aktiviert.
Wie häufig kommt eine Schwangerschaftsvergiftung vor?
2-8% Schwangere erkranken an einer Gestose. Sie ist sogar der häufigste Grund beim Tod der Mutter und auch zu 20-25% Schuld an der perinatalen Sterblichkeit. Weltweit ist die Präeklampsie und Eklampsie an ca. 70.000 mütterlichen Todesfällen pro Jahr verantwortlich.
Quelle: Leitlinie zu Bluthochdruck-Krankheiten während der Schwangerschaft?
Was sind die Folgen einer Schwangerschaftsvergiftung?
Kurz vorweg: Früh erkannt und behandelt, sollte die Gestose keine weiteren Gefahren mit sich bringen. Ärzte nehmen deshalb jeden Hinweis sehr ernst und werden euch bei Vermutungen auf eine Schwangerschaftsvergiftung rundum untersuchen.
Sollte die Vergiftung jedoch nicht behandelt werden, kann sie sich potentiell auf verschiedene Organe auswirken: Herz, Kreislauf und Zentralnervensystem reagieren auf den erhöhten Blutdruck. Der schnelle Blutdruckanstieg kann unter Umständen Hirnblutungen zur Folge haben. Niere und Leber können zudem ihre Stoffwechsel- und Ausscheidungsfunktionen nicht mehr ordentlich ausführen.
Bei schwereren Verläufen kann es so zu Wasseransammlungen in der Bauchhöhle, im Herzbeutel oder in der Lunge kommen. Zusätzlich kann auch die Blutgerinnung gestört sein.
Auch für das Baby ist die Schwangerschaftsvergiftung gefährlich, da sie die Funktion der Plazenta behindern kann. Dadurch kommt es zu einer Mangelversorgung, Wachstumsverzögerungen oder im schlimmsten Fall sogar zum Tod des Kindes.
Kann ich einer Schwangerschaftsvergiftung vorbeugen?
Wir raten aber: Sei achtsam und beobachte deinen Körper ganz genau. Tu die oben genannten Symptome nicht als lästige Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft ab, sondern lasse sie vom Arzt abchecken. Je früher die Gestose erkannt wird, desto besser für euch und euer ungeborenes Baby.
Zudem solltest du natürlich ohnehin keinen Vorsorgetermin verpassen. Auch auf deine Ernährung und ausreichend Aufnahme von Eiweiß solltest du unbedingt achten.
Und mache auf keinen Fall Entwässerungskuren bei Wassereinlagerungen, sondern kläre dieses Symptom sofort mit deinem Arzt ab.
Schwangere, die bereits in einer früheren Schwangerschaft an Gestose litten, werden zudem ab der 16. SSW vorsorglich mit Acetylsalicylsäure (ASS) behandelt. Dies senkt das Risiko für das erneute Auftreten einer Schwangerschaftsvergiftung bis zur 37. Schwangerschaftswoche. Jedoch wird von einer generellen Einnahme von ASS in der Schwangerschaft abgeraten.
Wie wird die Schwangerschaftsvergiftung behandelt?
Zunächst muss erst einmal geklärt werden, welche Art der Schwangerschaftsvergiftung bzw. Gestose vorliegt. Hast du Wassereinlagerungen, was ja definitiv als „Vorstufe“ gilt, reicht es erst mal sich zu schonen und die Beine so oft wie möglich hoch zu lagern. Auch Stützstrümpfe kannst du dir vom Arzt verschreiben lassen.
Bei einem schwangerschaftsbedingten Bluthochdruck ohne weitere Symptome, musst du deinen Körper gut beobachten. Bei jedem kleinsten Symptom, das dazu kommt, solltest du deinen Arzt anrufen. Denn je schneller du handelst, desto besser. Außerdem solltest du jede Form von Stress meiden, gegebenenfalls sogar eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder ganz und gar ein Beschäftigungsverbot ausstellen lassen.
Gestose im Krankenhaus behandeln lassen
Ist dein Bluthochdruck 150/100 mmHg und höher, wirst du stationär im Krankenhaus behandeltund überwacht. Auch die Gesundheit des Babys wird im Krankenhaus ständig mit dem CTG überwacht.
Neben der Überwachung, wist du hier auch blutdrucksenkende Medikamente bekommen. Auf diese musst du erst mal eingestellt werden.
Zum Zeitpunkt, wo Mutter oder Kind aufgrund der Präeklampsie einer Gefahr ausgesetzt sind, wird die Geburt eingeleitet. Bis zur 24. Woche wird individuell entschieden, ob die Schwangerschaft abgebrochen wird.
Liegt das HELLP-Syndrom (eine sehr seltene aber auch sehr schwerwiegende Variante der Schwangerschaftsvergiftung) vor, so musst du mit der sofortigen Beendigung der Schwangerschaft (oft durch Kaiserschnitt) rechnen. Egal wie weit das Baby ist. Denn bei HELLP sowohl Mutter als auch Kind einer lebensbedrohlichen Gefahr ausgesetzt sind.
evafl21
03.08.2020, 10:21
Danke für den tollen, informativen und ausführlichen Artikel – nun weiß ich Bescheid. 🙂
Kaddarina
18.05.2020, 08:42
Danke
Iggiz
07.11.2019, 10:17
Immer zum Arzt gehen.